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„Diese Leidenschaft beeindruckt mich“

Rentenpräsidentin Gundula Roßbach lobt angesichts der Sozialwahlen das Ehrenamt.

Foto Gundula Roßbach
Ob Sozialwahl oder Rentenberatung – ohne Ehrenamtliche geht es nicht. Das weiß Gundula Roßbach sehr wohl zu schätzen. Foto: Nürnberger / DRV Bund

Noch bis Ende Mai findet die Sozialwahl statt. Haben Sie derzeit besonders viel zu tun?
Was die Vorbereitung angeht, sind wir sozusagen schon auf der Zielgeraden. Viel Arbeit hatten im Vorfeld vor allem aber auch diejenigen, die sich selbst zur Wahl stellen. Hinsichtlich der Listen gab es dieses Mal ja besondere Anforderungen.

Wie sahen die aus?
Um den Anteil von Frauen in den Vertreterversammlungen und Vorständen zu erhöhen, sollten diese bei den Wahlvorschlägen zu mindestens 40 Prozent berücksichtigt werden. Verpflichtend ist das bisher zwar nur für die Selbstverwaltungen der Krankenkassen, aber auch in der Rentenversicherung wurde das bei den Listen berücksichtigt. Das bildet umso besser die Vielfalt der Menschen ab, die in das System einzahlen.
 
Gibt es denn überhaupt genug Interessierte, die in der Selbstverwaltung mitmachen wollen?
Das erleben wir so. Viele bringen sich etwa in den Widerspruchsausschüssen ein, wo es darum geht, Entscheidungen der Verwaltung zu überprüfen. Darüber hinaus haben wir mit rund 2.600 ehrenamtlichen Versichertenberaterinnen und -beratern in ganz Deutschland auch ein wichtiges Bindeglied zwischen der hauptamtlichen Arbeit und dem ehrenamtlichen Service vor Ort. Falls notwendig, kommen sie sogar zu den Versicherten nach Hause, um ihnen bei der Antragstellung zu helfen. Dahinter steckt eine Menge Arbeit. Deshalb finde ich es immer wieder beeindruckend, wie viele Menschen dazu bereit sind, sich über Jahre hinweg und mit viel Leidenschaft für andere einzusetzen.

Dennoch scheint vielen die Bedeutung der Sozialwahl nicht bewusst zu sein. Woran könnte das liegen?
Wir zahlen für die Rente oder für die Krankenversicherung alle einen Beitrag, der uns jeden Monat automatisch vom Lohn abgezogen wird. Dass dahinter die eigene Versicherung steht, die übrigens nicht vom Staat, sondern von den gewählten Vertretern der Beitragszahler und der Rentnerinnen und Rentner verwaltet wird, ist möglicherweise gar nicht so konkret erfahrbar. Und gerade jüngere Menschen denken vielleicht auch nicht immer so gerne an ihr späteres Alter.

Wenn wir uns das Alter der Rentenversicherung anschauen, dann hat diese sich über Kriege und Krisen hinweg bewährt. Was macht die gesetzliche Rente so stabil?
Es spielt eine große Rolle, dass sich die Politik bei der Rente für die Umlagefinanzierung entschieden hat. Dies gibt immer wieder die Möglichkeit, zu reagieren und Anpassungen vorzunehmen sowie gesellschaftliche Entwicklungen nachzuvollziehen. Das ist etwa in einem System der Kapitaldeckung ganz anders. Da brauche ich einen langfristigen Horizont, weil ich mit dem angelegten Kapital arbeite. Im Umlagesystem stützen wir uns auf den Arbeitsmarkt und auf die Teilhabe der Versichertengemeinschaft, die als Kollektiv insgesamt sehr viel abpuffern kann.
Eine hohe Verbundenheit mit diesem System nehme ich darüber hinaus auch bei den Beschäftigten der Rentenversicherung wahr. Die machen ihre Arbeit vielfach aus einer inneren Überzeugung heraus und setzen sich unglaublich intensiv für die Menschen ein.

Verbundenheit ist ein gutes Stichwort: Ab dem 1. Juli gilt erstmals seit der Wiedervereinigung in West und Ost ein gleich hoher Rentenwert. Schließt sich damit ein wichtiges Kapitel?
Wir haben in diesem und im kommenden Jahr in den neuen Bundesländern weiterhin die sogenannte Hochwertung der Verdienste. Dadurch werden die im Durchschnitt geringeren Löhne im Osten bei der Rentenberechnung ausgeglichen. Aber in der Tat haben wir ab Juli zum ersten Mal den gleichen aktuellen Rentenwert. Damit ist jeder Entgeltpunkt in Ost und West gleich viel wert. Das ist doch positiv.