Wir schauen bedrückt, erstaunt, mit gebrochenem Stolz, angewidert, hoffnungslos, voller Angst und Sorge nach Osten.
Nichts hat dem Wahnsinn Einhalt gebieten können. Die Falken obsiegten der Tauben.
Nein, der Krieg ist noch nicht in unserem Heimatland angekommen. Noch dürfen wortgewaltige Antreiber von Übernahme höherer Verantwortung, von stärkerer deutscher Rolle in der NATO, von Führungsanspruch, auch militärisch, sprechen.
Wenige kennen den Krieg tatsächlich, ihre Stimmen werden leiser, schwächer, weniger. Die Afghanistan- und Mali-Veteranen treten nicht hervor und berichten nicht vom Kampf und dem Sterben ihrer Kameradinnen und Kameraden.
Andere verteidigen unsere Werte, gefragt wurden sie nicht. Mütter, die wir nicht kennen, weinen um ihre Gefallenen im Kampf für diese Werte, die sie zumeist gar nicht kennen.
Wir gedenken der gefallenen Frauen und Männern, der ermordeten Zivilisten und aller anderen Opfer einer unbeschreiblichen und unverständlicher Verächtlichmachung aller menschlicher Würde.
Auch unsere Stimme, die Stimme des Sozialverband Deutschland in Mecklenburg-Vorpommern, war und ist zu schwach, um deutlich zu machen, wovor so viele gewarnt haben, u.a. Arnold Zweig mit seinem sechsbändigen Werk „Der große Krieg der weißen Männer“, Berthold Brecht mit seinem Gedicht über die drei Kriege des mächtigen Karthago und Erich Maria Remarque mit seinem, gerade wieder weltweites Aufsehen und Auszeichnungen erlebendem, Roman „Im Westen nichts Neues“, nunmehr in einer filmischen Adaptation: Jeder Krieg kehrt an seine Quellen zurück.
Wir alle sollten uns davor fürchten. Das Böse hat sich schon viele Male als eine stärkere Kraft erwiesen gegenüber dem vermeintlich Guten. Das Böse hat nun die Chance, es ein allerletztes Mal zu beweisen. Danach wird es nichts Böses und nichts Gutes mehr geben.
Am 24. Februar wollen wir alle einige Minute innehalten und gedenken, beten und nachdenken: Cui bono (Wem nützt es?).
Dr. med. Helmhold Seidlein
Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland Mecklenburg–Vorpommern