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Gutachten zeigt: Bürgerversicherung kann steigende Pflegekosten stoppen

Bündnis um den SoVD legt eine Untersuchung vor, die Wege gegen die Kostenexplosion im Pflegesystem benennt.

Ältere Frau schiebt einen Rollator durch die Gänge eines Pflegeheims.
Wie geht es weiter in der Pflege? Die Einführung einer Pflegevollversicherung könnte viele Probleme lösen. Foto: Peter Atkins / Adobe Stock

Fast 3.000 Euro pro Monat zahlen Pflegebedürftige derzeit durchschnittlich im ersten Jahr ihres Aufenthaltes in einem Pflegeheim. Ein Drittel der Bewohnenden von Pflegeheimen sind auf Sozialhilfe angewiesen. 

Die bisherigen Pflegereformen haben die Eigenanteile der Versicherten nicht senken können. Stattdessen müssen diese immer mehr aus eigener Tasche bezahlen. Mit immer mehr Pflegebedürftigen aufgrund des demografischen Wandels dürfte dieses Problem noch größer werden. 

Geringere Eigenanteile durch höhere Einnahmen der Pflegeversicherung

Das „Bündnis für eine solidarische Pflegeversicherung“ hat nun einen Ausweg aus diesem Dilemma skizziert. Es beauftragte den renommierten Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Heinz Rothgang (Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Bremen), zu untersuchen, welche Effekte die Einführung einer Bürgerversicherung in der Pflege für die Versicherten hätte. 

Das Gutachten beleuchtet die finanziellen Auswirkungen eines Umbaus der Pflegeversicherung hin zu einer Vollversicherung in Form einer Bürgerversicherung. Die Mehrausgaben einer umfassenden Absicherung von Pflegebedürftigen durch eine Vollversicherung könnten demnach durch die Einführung einer Bürgerversicherung nahezu ausgeglichen werden. Höhere Einnahmen für die Pflegeversicherung würden unter anderem durch die Einbeziehung von privat Versicherten und der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze erzielt. 

Beiträge würden stabil bleiben

Konkret hieße das für Versicherte mit einem Einkommen bis zur derzeitigen Beitragsbemessungsgrenze monatliche Mehrkosten von weniger als fünf Euro. Dem stünde die vollständige Übernahme der pflegebedingten Kosten im Pflegefall gegenüber. 

Prof. Rothgang fasst zusammen: „Unser Gutachten zeigt, dass eine Vollversicherung - auch langfristig - im Rahmen der Sozialversicherung finanzierbar ist, ohne den Beitragssatz wesentlich erhöhen zu müssen, wenn die Pflegeversicherung gleichzeitig zu einer Bürgerversicherung weiterentwickelt wird, in die alle einzahlen und in der alle Einkommensarten beitragspflichtig sind.”

SoVD: Es braucht eine Pflegevollversicherung

Auch der SoVD setzt sich seit Langem für die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung ein. Anlässlich der Veröffentlichung des Gutachtens stellt die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier fest: "Die Eigenanteile in der stationären Pflege überschreiten schon heute die Durchschnittsrente in Deutschland um mehr als das Doppelte. Das können immer weniger Pflegebedürftige bezahlen. Im ambulanten Bereich steigt vor allem die Gefahr der Unterversorgung, weil Betroffene allein aus Kostengründen auf notwendige Pflegeleistungen verzichten, da sie die hohen Zuzahlungen aus eigener Tasche nicht mehr aufbringen können. Es war ein Konstruktionsfehler, die Pflegeversicherung als Teilkostenversicherung auszugestalten. Wir brauchen endlich eine Pflegevollversicherung, die bedarfsgerecht alle pflegebedingten Kosten übernimmt."