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Gedanken zum Weltflüchtlingstag - 20.06.2024

Aktuelles

Wie wir helfen können, Flüchtlingen ihre Würde zu bewahren oder sie wiederzuerlangen.

Die aktuelle UN–Statistik weist weltweit 120 Millionen Menschen aus, die auf der Flucht sind.

Die Statistik nennt einfach diese Zahl, sie ist so groß, dass wir uns kaum vorstellen können, welche Bewegungen von Frauen, Männern und Kindern da gerade abläuft, fern im Süden, Osten, Westen aber auch nahe bei uns im Osten, Südosten und Süden.

Es ist unbillig, diese Menschen zu separieren in solche die flüchten müssen und solche, die flüchten wollen.
Wichtig ist aber darüber nachzudenken, welche Gründe die Flucht hat.

Es sind in erster Linie Kriege mit unvorstellbaren Grausamkeiten, es sind Hungersnöte durch Misswirtschaft und Klimakatastrophen.

Denen, die ihre Heimat verlassen, gebieten Menschlichkeit, christliche Nächstenliebe und Humanität Hilfsangebote zum Überleben. Darüber kann es keine unterschiedlichen Meinungen geben. Die Hilfen werden gegeben. Allerdings sind zwei Fragen zu beantworten:

Kommt die Hilfe bei den Bedürftigen an und ist die Hilfe sachgerecht und zukunftsorientiert.

Beides muss man verneinen.
Die Hilfe kommt nur selten an, aktuelle schreckliche Beispiele, finden sich im Gazastreifen und im Sudan.
Eine Zukunftsorientierung ist nicht zu erkennen.

Wir wissen, dass die Flucht vor dem Krieg, die Flucht vor Waffen ist, die Industriestaaten in immer größerer Anzahl produzieren und exportieren. Auch Deutschland gehört zu den weltgrößten Waffenlieferanten. Natürlich sollen keine Waffen in Konfliktgebiete ausgeführt werden. Dennoch werden sie da in immer größerer Zahl zum Töten und Zerstören angewandt.
Die Empfänger, Staaten Gruppierungen, Personen bezahlen die Waffen mit den Steuergeldern oder geraubten Geldern, der Menschen, die sie danach mit kriegerischen Handlungen zur Flucht treiben.

Die Industriestaaten nehmen einen geringen Teil der Erlöse aus den Waffenverkäufen dann in die Hand, um medienwirksame Flüchtlingshilfen zu organisieren und gleichzeitig weiter dafür zu sorgen, dass sich künftig noch mehr Menschen auf den Weg in die Ferne aufmachen.

Die durch Bodenerosionen und Hunger ausgelösten Flüchtlingsströme, häufig genug Folge von Zerstörung der Länder zwecks Gewinnung von wichtigen Rohstoffen für die Industriestaaten, die sie dann wiederum zum großen Teil beim Bau von Waffen nutzen, haben keine Zukunft.

Die in überfüllten Flüchtlingszeltstätten geleistete Hilfe dient nicht dazu, die Menschen zur Rückkehr in ihre Heimat zu befähigen, sie mit Wissen und Werkzeug auszustatten, da wo sie herkommen, Ackerbau zu betreiben, zerstörte Landschaften zu restaurieren und in ökologischer guter Art und Weise aus den vorhandenen Rohstoffen selbst verkaufsfähige Produkte herzustellen.

Und so werden die riesigen Flüchtlingsströme ausgelöst, die rund um den Globus ziehen.

Eine gute Flüchtlingspolitik kann nicht darin bestehen, darbenden Menschen nur Essen und einen Schlafplatz zu geben. Eine gute Flüchtlingspolitik sorgt für Frieden und schafft die skizzierten Möglichkeiten in den Herkunftsregionen der Flüchtlinge.
Das Geld für die dahin exportierten Waffen umzufunktionieren in Geld für Projektentwicklungen vor Ort, Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, Errichten von Infrastruktur usw., das wird den Menschen eine Zuversicht geben und sie motivieren, in ihrer Heimat zu bleiben.

Vergleichen wir 120 Millionen Flüchtlinge mit den Zahlen der Flüchtlinge, die Europa bisher aufgenommen hat, dann ist zu erkennen, dass eine solidarische Hilfe nur vor Ort geleistet werden kann. Die Fluchtursachen, es sind ja nicht viele, zu beseitigen und die Menschen zu ertüchtigen und zu befähigen, auch unter schwierigen Bedingungen aber mit Aussicht auf eine gute Zukunft, zu leben und zu arbeiten, dies muss die Aufgabe derer sein, die tatsächliche solidarische Hilfe leisten wollen.

Deutschland ist ein spendenfreudiges Land. Wenn die zusammengetragenen Gelder tatsächlich vor Ort zu einer Verbesserung der Lebenssituation eingesetzt werden und nicht durch gleichzeitige Waffenlieferungen und Rohstoffraubbau konterkariert werden, dann werden noch mehr Spenden zusammenkommen, dann werden noch mehr Menschen dazu motiviert, vor Ort bei den Menschen in den Fluchtgebieten zu helfen und sie von Empfangenden zu Teilhabenden zu machen.

Das ist solidarisches Handeln.

Wir, der Sozialverband Deutschland – SoVD in Mecklenburg-Vorpommern, unterstützen alle Bemühungen für solidarische Hilfen, Einstellen der Waffenlieferungen, Beendigung der Ausbeutung der Lander auf der Südhalbkugel.

Denken wir heute, am Weltflüchtlingstag, darüber nach. Denken wir daran, wie das zerstörte Deutschland nach 1945 auch mit Millionen von Flüchtlingen wieder aufgebaut wurde. Nutzen wir unsere Erfahrungen, wie Menschen in schier aussichtsloser Flüchtlingslage eine Zukunft aufbauen können, auch mit Hilfe gebender Länder der ehemaligen Feinde und vor allen Dingen mit der Motivierung für Tätigsein, für das Selbstschaffen von Bedingungen, die ohne wesentliche Eigenleistungen nicht zu erreichen sind.

Verlangen wir von unseren Politikern, ihre Wirtschafts- und Entwicklungshilfe, ihre Flüchtlingshilfe dafür einzusetzen, dass die betroffenen Menschen sich durch eigene Arbeit verwirklichen können und dadurch ihre Würde wiedergewinnen.

Dr. med. Helmhold Seidlein
SoVD – Landesvorsitzender Mecklenburg-Vorpommern